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Mein Weg zum geländesicheren Pferd

Mein Herz schlägt für den Reitsport, aber genauso auch für die Bodenarbeit sowie ausgedehnte Ausritte. Es hört sich nach den ultimativen Anforderungen an, aber schlussendlich liegt alles am Vertrauen. Ein Reitpferd, dass kein Vertrauen zum Menschen im Gelände hat, hat auch kaum Vertrauen auf dem Turnierplatz. Jeder Pferdebesitzer muss kurz- sowie langfristige Ziele haben im Bezug aufs Pferd.

Meine kurzfristigen Ziele

  • Gesundheit
  • Grundgehorsam am Boden
  • Spazieren im Gelände
  • Ruhiges Reiten Halle/Sandplatz

Meine langfristigen Ziele

  • Geländesicher allein
  • Sicher auf dem Turnierplatz
  • Für jeden reitbar
  • Gesundheit

Ein sicheres Pferd im Gelände ist der Traum vieler Reiter. Dieses Jahr habe ich die ersten stationären Pferde auf dem Hof bezüglich Geländesicherheit. Deshalb möchte ich mit diesem Beitrag versuchen meinen Weg für die Ausbildung eines geländesicheren Pferdes zu erläutern. 

Der erste Schritt gilt der Gesundheit. Ari wurde von mir als Tierheilpraktikerin behandelt im Bezug auf ihre körperlichen Blockaden, der Patellafixation, der Fütterung und Nesselsucht. Mein Craniosacraltherapeuten löste den Rest. Dasselbe gilt für den Sattel, welchen ich mit einer elektronischen Satteldruckmessung überprüfte. Ebenfalls kam die Zahnärztin zur Kontrolle ihrer Zähne. Ein Pferd, dass Schmerzen oder Unwohlsein hat, kann unmöglich das innere Gleichgewicht finden. 

Währenddessen nutzte ich Zeit für die Arbeit am Boden. Ari war schon als Fohlen den Menschen zugewandt und schien durch ihre „ich schmiere dir so viel Honig ums Maul, dass du die Realität nicht mehr sieht“-Art, ein einfaches Projekt. Sie war nicht der Wolf im Schafspelz, sondern der Rambo im Schmusekatzenpelz. Ari musste lernen meinen Raum zu akzeptieren und sich in jeder Situation führen zu lassen. Sie riss sich mehrfach im Gelände und auf dem Sand los. Reagierte kopflos. Beim Reiten in der Halle schlug sie mit dem Kopf und fand keine Ruhe. Mit der Bodenarbeit brachte ich Vertrauen und Ruhe in die tägliche Arbeit. Ich zeigte ihr, dass ich mich um die Gefahren kümmere und sie sich mir nur anschliessen musste. Wir spielten und tobten regelmässig, denn ein motiviertes Pferd ist der Schlüssel zum Erfolg. 

Durch das wachsende Vertrauen und die therapeutischen Behandlungen fand Ari mehr Ruhe. Sie gab mir Stück für Stück die Verantwortung ab. Die Spaziergänge erfolgten erst im ruhigen Gelände und wurden ergänzt mit Dorfrunden, Kuhweiden oder Hauptstrassen. Es kam kein Begleitpferd mit, denn sie musste lernen, sich auf mich zu verlassen. Erst später folgten Begleitpferde. 

Daraufhin folgten die ersten kurzen Ausritte. Dieser Schritt war eine Achterbahnfahrt, obwohl die Spaziergänge, das Reiten auf dem Sand und die Bodenarbeit sich positiv entwickelten. Die Sicherheit meiner Anwesenheit vom Boden war plötzlich im Sattel. Jedoch lernte Ari durch die Bodenarbeit Ruhe zu bewahren und erst abzuwarten. Es folgten ruhige Ausritte allein durch anspruchsvolles Gelände. Ich platzte vor stolz – ein vierjähriges ruhiges Pferd im Gelände! Auf Fortschritte folgen immer Rückschritte. Es gab Phasen da war sie kaum kontrollierbar. Sie platzte fast vor Anspannung. Sie stieg, bockte und tänzelte. Ein Jungpferd hat kein Gleichgewicht und somit bekam auch meine Wenigkeit Angst um unsere Sicherheit. Solche Ausritte versuchte ich durchzustehen. Ich ritt sie an solchen Tagen konsequent im Schritt und je nach Energielevel nach dem Ausritt, spielten wir noch in der Halle. Diese Phase war sehr zäh und erhöhte wieder die Spaziergänge. Nebenbei wurde immer grossen Wert auf ihren Muskelaufbau gelegt. Mit einem unterforderten sowie unausgelasteten Pferd lässt sich kaum arbeiten. Dasselbe gilt auch für ein überfordertes Pferd. Auslastung sowie Pausen sind essenziell. 

Ausreiten mit Begleitpferden war die nächste Herausforderung. Sie verlor sich wieder im Stress. Aris Reaktionen erschreckten die anderen Pferde und daraus erschreckte sie sich noch mehr. Dazu fehlte ihr die Muskelkraft durch die ständige Anspannung, welche zu noch grösserer Unruhe führte. Ein ewiger Teufelskreis. Die Ausritte wurden derartig unangenehm für mich, obwohl sie händelbar war, dass ich wieder allein mit ihr loszog. Einen Rückschritt, aber keinen Einschneidenden – dieser folgte erst noch. 

Wir fanden wieder zurück. Ari war über mehrere Wochen hinweg in jeder Situation händelbar. Ich wagte wieder einen Ausritt. Ich nahm Goldy, weil er das Verlasspferd schlechthin ist, meine Reitbeteiligung auf Bello und mein Mitreiter ritt Ari. Der Mitreiter flog im hohen Bogen. Bello und Goldy blieben ruhig. Ari bekam zu wenig Zeit eine Situation abzuschätzen und kehrte hangabwärts ab. Sein Fehler war minimal, aber er erwartete ihre Reaktion nicht. Ari trabte danach auf Zuruf auf mich zu – Bodenarbeit sei Dank! 

Ein Missgeschick, dass im Leben mit Pferden dazugehört. Wir nahmen es locker, aber für Ari war es anders. Sie verlor gänzlich das Vertrauen im Gelände. Spaziergänge waren machbar, aber die Ausritte ein Trauerspiel – unwichtig ob mit oder ohne Begleitpferd. Ari kehrte dauernd ab. Es kam immer unvorhersehbar. Sie ist blitzschnell. Manchmal wusste ich nicht mal weshalb. Ich flog nicht aus dem Sattel, weil sie nach dem Abkehren nicht nachsetzte. Irgendwann gewöhnte sich mein Körper an ihre Aussetzer – sie schulte mein Gleichgewicht bestklassig. Ari fand keinen ruhigen Schritt. Hasste jedoch eingerahmt zu werden. Somit musste ich einen Weg finden, dass sie den Hals strecken konnte und dennoch nicht dauernd davon sauste. Nervenzerreissend. 

Nach fast drei Monaten fanden wir wieder mehrheitlich Ruhe. Ich kombinierte stets Spaziergänge und Ausritte im wöchentlichen Training. Sie kam fast jeden Tag ins Gelände. Spannenderweise waren die drei Wochen vor dem Fortschritt im Bezug auf die Ruhe die anspruchsvollsten. Sie kehrte alle 100m ab, dasselbe in der Halle. Es kam immer unvorhersehbar. Danach legte sich der innere Sturm plötzlich. Die Fortschritte häuften sich. 

Es folgte unseren ersten Ausritt allein ins anspruchsvolle Gelände. Sie kehrte zwei Mal. Einmal wegen einem scharrenden Hund im Gelände und ein anderes Mal wegen einem Rascheln im Wald. Der ausschlaggebende Punkt war, dass Ari ohne Panik abkehrte. Sie war nicht kopflos, sondern offen für eine Diskussion mit mir. Daraufhin folgten die ersten Ausritte mit Begleitpferd. Zwischendurch ging ich wieder allein mit ihr los. Mein Vertrauen wuchs in ihre Handlungen. 

Problemverhalten sind niemals unbegründet. Ein Pferd kommuniziert mit uns und zeigt uns durch sogenanntes Fehlverhalten ein Problem auf. Jedes Pferd kommuniziert anders. Die Quelle aufzuspüren ist die wohl grösste Herausforderung. Ich hätte das Thema Gelände aufschieben können, weil sie kein Freizeitpferd wird. Jedoch hätte uns das Problem später wieder eingeholt. Die ersten Jahre eines Reitpferdes sind die wichtigsten. Spätere Probleme fallen weniger ins Gewicht, weil das Fundament stimmt. Ich habe durch meine Arbeit gelernt, dass ich stets zentriert bleibe. Negative Gefühle beeinflussen unsere Körperhaltung, Atmung und Ausstrahlung. Pferde sind hochsensible Tiere, welche jegliche Veränderungen wahrnehmen. Ari empfand mich nicht immer als sicheres Leittier und dies musste ich mir erkämpfen. Es liegt in der Natur des Pferdes genau abzuschätzen, ob wir Menschen auch wirklich zuverlässig als Führer sind. 

Manchmal mache ich Fehler. Handle nicht korrekt. Ein Pferd versteht das, solange wir an uns arbeiten. Sie geben uns immer wieder die Chance eigene oder fremde Fehler auszubügeln. Jedoch liegt es uns zu entscheiden, ob und wie viel wir investieren, um diesen Weg zu gehen. Ich kann aus eigenen Erfahrungen sprechen, dass nichts schöner ist als eine enge Freundschaft zwischen Pferd und Mensch. Sobald diese da ist, dann steht nichts mehr im Weg.  

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