Ich bin nun seit fast 16 Jahren Pferdebesitzerin. Keines meiner Pferde oder eines in meinem Bekanntenkreis bzw. früher im Pensionsstall hatten Nesselfieber. Nesselfieber war mir ein Begriff, aber ich wusste nicht über dessen Komplexität Bescheid. Arielle kam im April mit ihren 4 Jahren von der Weide zu mir in den Stall. Mir fiel es damals nicht auf, aber an ihren Flanken waren vom Winterfell verdeckt ein paar kleine Pusteln. Nach gut zwei Wochen breitete sich der Ausschlag aus. Mittlerweile nach 2-3 Monaten habe ich den Ausschlag in den Griff bekommen. Vorab möchte ich kurz die Nesselsucht am Pferd erklären.
Nesselsucht
Die Nesselsucht am Pferd sind mit Flüssigkeit gefüllte Quaddeln. Diese können in Form sowie Grösse variieren. Diese Quaddeln können auch mit Fieber auftreten (Nesselfieber) sowie Juckreiz. Nesselsucht tritt plötzlich auf und kann genauso auch wieder verschwinden. Es kann auch Gewebsflüssigkeit aus den Quaddeln austreten und diese dadurch verkrusten. Nesselsucht ist eine allergische Reaktion, welche auch zu lebensbedrohlichen Schwellungen der Atemwege führen kann. Jedoch ist dies selten der Fall und es bleibt bei dem Ausschlag.
Ein 4-jähriges Pferd mit Nesselsucht war für mich ein Rätsel. Ich pausierte das Reiten, weil sich der Ausschlag von Flanke in Richtung Sattellage ausbreitete. Ari hatte als Begleitsymptom einen leicht aufgekratzten Schweif, nicht sehr schönes Fell sowie tweilweise starken Durchfall. Besonders war, dass Ari nur auf der linken Körperhälfte Quaddeln hatte. Erst strich ich die Weide für sie, aber es besserte sich nicht. Danach durfte sie nur noch mit einer Ekzemerdecke auf die Weide (dadurch breitete sich der Ausschlag nicht weiter aus). Ich wusch die Quaddeln mit Essigwasser, welches mir viele empfohlen hatten. Jedoch reagierte sie schlecht darauf. Ihre Boxe wurden mit Späne statt Stroh eingestreut, aber auch keinen Unterschied. Wir schmierten reinen Aloe Vera Gel auf die Quaddeln, welche äusserlich eine leichte Besserung ausmachte. Die Weiden wurden nach Giftpflanzen abgesucht und ich fand tatsächlich etwas. Arielles Auslauf ist oberhalb ihrer Weide (erhöht) und somit wuchs das Gras auf Auslaufhöhe. Leider sah ich nicht, dass da Beinwell wuchs und sie alle elegant geköpft hat. Das Gras war derartig dicht, dass ich den Beinwell nicht sofort sah und abgefressen erkannte ich ihn noch weniger. Die Nesselsucht besserte sich dadurch nicht, aber dafür der Durchfall! Ansonsten sah ich keine erwähnenswerte Verbesserung, aber immerhin konnten wir die Ausbreitung der Quaddeln eindämmen.
Ich machte mir Gedanken über die Nesselsucht und tauschte mich mit anderen (ehemalig) Betroffenen aus. Für mich wurde schnell klar, dass Ari scheinbar trotz jungen Alters ein Stoffwechselproblem haben muss. Sobald der Körper überlastet ist, dann reagiert er auf jegliche weitere Anstupser mit einer deutlichen Ansage. Arielles körperliche Ansage war Nesselsucht. Vielleicht wäre sie nicht Allergikerin, falls ihr Körper nicht schon überlastet wäre. Somit griff ich in mein Kräuter- sowie Homöopathiekasten, da alle äusserlichen Faktoren kaum Linderung brachten.
Meine Schritte
Erst bekam Ari mehrmals die Woche schleimhautschützende Kräuter für Magen sowie Darm. Dies tat ihr sehr gut. Erst soll sich alles beruhigen. Danach stürzte ich mich in die Homöopathie, wobei die Mittelwahl schwierig war. Hätte ich Ari damals besser gekannt, dann wäre es einfacher gewesen, aber ich kannte ihr wahres Wesen kaum. Ich entschied schlussendlich nach Bauchgefühl. Ari reagierte sehr gut auf die Mittel. Sie wurde ausgeglichener als hätte sie endlich mehr innere Ruhe finden können. Tatsächlich platzten am nächsten Tag auch zwei grosse Quaddeln auf. Erstverschlimmerung ist ein gutes Zeichen! Nach zwei Wochen startete ich die Kräuterkur. Mir war bewusst, dass ich viel Geduld haben muss – weil solche Sachen brauchen sehr viel Zeit und Geduld. Wir fütterten die Kräuter, cremten die Quaddeln ein und schonten die Maus.
Nach fast zwei Monaten war kaum noch etwas zu sehen. Ich brachte Ari in einen anderen Stall wegen meinen Ferien. Ich meinte, dass Ari den ganzen Tag über die Decke braucht. Ich wollte keine Verschlimmerung auslösen – experimentieren kann ich zuhause. Ari brauchte eine Kotanalyse für den Weidegang. Tatsächlich war die Probe positiv und sie musste entwurmt werden. Es gab keinen Rückfall von Verdauungsproblemen oder der Nesselsucht. Mittlerweile sind die Quaddeln kaum noch sichtbar. Oftmals braucht es in solchen Fällen sehr viel Geduld, dass sich der Körper regenerieren kann.
Übrigens hatte ich auch ein informatives Gespräch mit meinem Tierarzt über die Nesselsucht. Er meinte, dass er sehr viele Pferde mit diesem Problem kennt – auch chronische Fälle. Den Auslöser dieser allergischen Reaktion zu finden habe seine Tücken. Deshalb würde ich immer erst äusserliche Faktoren wie Giftpflanzen, Futtermittel (zB Soja), Insekten oder Zusatzstoffe von Sprays eliminieren. Meist ist dies erfolglos, weil es von Innen kommt. Die Schulmedizin kennt hier nur eine Antwort: Cortison. Cortison setzt das Immunsystem runter und deshalb verschwinden die Quaddeln vorerst. Jedoch kommen diese meist zurück und der Abstand verkürzt sich. Cortison sollte immer nur in Ausnahmefällen gegeben werden (Atemnot oder ähnliches). Symptombekämpfung hilft weder uns noch dem Tier. Nun bleibt es spannend, ob Ari nächstes Jahr wieder im Frühjahr einen Schub zeigt. Ich bin guter Dinge und wäre nun auf die ersten Anzeichen der Nesselsucht vorbereitet.
Gerne berate ich auch euch mit jeglichen Problematiken im Bezug auf eure Tiere!
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