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Welldones Comeback

Es sind nun 4 Jahre ohne Welldone.

Mir wurde gesagt, dass ich mich an seine Abwesenheit gewöhnen werde. Die Sehnsucht nach einer anderen Realität verklinge langsam wie das Ende eines Musikstückes. Doch das Musikstück endete nie. Die Melodie unsere Freundschaft begleitete meinen Geist durch all die Jahre. Mit den Jahren gedieht in mir eine Angst. Eine Angst darüber, dass ich bei seinen letzten Atemzüge nicht an seiner Seite sein kann. Doch er lebt das bestmögliche Pferdeleben. Oder? Hoffentlich brauchte ich ihn mehr als er mich. Richtig oder Falsch. Zwei unerklärliche Worte. Doch tat ich alles zu seinem Besten. Ich konnte ihn nicht mehr besuchen. Schwäche? Definitiv. Aber Schwächen sind menschlich. Nach jedem Besuch litt ich derartig, dass ich ihn unbewusst immer weniger besuchte.

Meine Kollegin Isa besuchte seine Altersweide regelmässig. Dienstag erreichte mich eine Nachricht von ihr. Schmerzgesicht. Galle am rechten Bein. Leichte Lahmheit. Mutter Gottes – meine Welt brach zusammen. Ich dachte meine Angst bewahrheite sich. Ich muss ihn gehen lassen. Obwohl die Altersweide meinte es sei nur Arthrose, wollte ich mir ein eigenes Bild davon machen. Mein Verdacht? Fesselringbandsyndrom. Auch bei Arthrose lasse ich mein Pferd nicht unter Schmerzen auf der Weide. Niemals. Angekommen auf der Weide stand Welldone mit Cameron in einer Paddock-Box. Der Stall-Tierarzt war vor ein paar Stunden da und erklärte mir am Telefon, dass es sicherlich Arthrose und es nur halb so schlimm sei. Doch ohne Röntgen- oder Schallbild gibt es für meine Wenigkeit keine standfeste Diagnose. Auch Rentnerpferde haben Anrecht auf ein schmerzfreies Leben. Sowie mein Welldone. Dazu vertraue ich echt nicht jedem Mensch mit einem Doktortitel. Mein Vertrauen muss erarbeitet werden – dieses Gesetzt gilt auch für Tierärzte. Nun nahm ich Welldone raus und führte ihn Schritt sowie Trab. Mir gefiel sein müder Blick nicht. Mir gefiel auch sein Gangbild nicht. Mein Bauch rumorte beim Gedanken, dass Welldone in diesem Zustand auf der Weide lebt. Wir filmten seinen Schritt sowie Trab und fotografierten sein rechtes, bisher gesundes Bein mit den steinharten Gallen. Diese schickte ich meinem Tierarzt. Meiner Vertrauensperson, welche uns von Tag eins begleitet hatte. Mir flatterten die Nerven. Sind Welldone und ich endlich wieder vereint? Mein Tierarzt bestätigte meine Meinung. Welldone könne in diesem Zustand zwar schon weiterleben, aber unter Schmerzen. Seine Diagnose rein über Bild sowie Video sei Fesselringbandsyndrom. Auch bei Arthrose sollte er behandelt bzw. genau untersucht werden. Jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand wäre traurig über diese Diagnose. Doch mich durchströmte ein wohlig warmes Gefühl. Es ist kein Todesurteil für ihn. Er kommt zu mir zurück. Welldone vervollständigt mich. Er begleitete mich durch die schlimmsten Jahre meines Lebens. Deshalb wollte ich keinen egoistischen Entscheid über sein Leben treffen. Er litt darunter, dass ich andere Pferde ritt anstatt ihn. Er litt darunter, dass er nicht mehr mit mir toben durfte wie früher. Für uns beide war es anstrengend die guten alten Zeiten hinter uns zu lassen. 

Zurück zum Thema. Vor der Fahrt zu Welldone habe ich ihm einen Platz in dem Stall von Bellos Ferien organisiert. Dort wird Welldone medizinisch abgeklärt und danach falls nötig auch rehabilitiert. Was danach geschieht? Keine Ahnung. Erst muss eine Diagnose erfolgen. Danach wird sich alles weitere klären. Am Samstag holen wir Welldone ab. Sechs Stunden Fahrt wartet auf meine Mutter und mich. Für Welldone zweieinhalb Stunden. 

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