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Tipps für ein motiviertes Pferd

In der Arbeit mit dem Pferd gibt es viele grundlegende Sachen zu beachten, welche die angenehme und erfolgreiche Arbeit erst recht manifestieren lassen. Nun möchte ich in diesem Blogbeitrag den Fokus auf die Motivation legen und euch damit zum Nachdenken anregen.

Durch meine Erfahrungen als Bodenarbeitslehrerin oder auch bei der Arbeit mit meinen eigenen Pferden, ist jegliche Zusammenarbeit sehr schwierig, solange das Pferd keine Motivation während der Arbeit hat. Es liegt an uns, dass wir unseren Pferden die Arbeit mit uns geschmackvoll gestalten. Leider trifft man viele Reiter an, welche ihren Plan ohne Rücksicht aufs Pferd durchziehen wollen. Oftmals resultiert dieser Kraftakt in einem Fiasko, da die Arbeit nicht Hand in Hand abläuft.

Machen wir vorerst eine Reise in die Vergangenheit zu unserer Kindheit. Rückblickend bemerkt man wie uns Kindern das Lernen beigebracht wurde. Im Kindergarten war der Grundsatz des spielerischen Lernens anzutreffen, damit ein freudiges Lernen gewährleistet werden kann. Nebst Belohnungen gab es auch Lerneinheiten mit spielerischem Nebeneffekt, welche den eigentlichen Lernsinn mit viel Lachen und Freude begleitete und dadurch erleichtern liess. Mit den Jahren lässt diese Methode nach und immer mehr wird ein junger Mensch in das wahre Leben und die dazugehörende harte Realität befördert.

Projizieren wir nun diese Taktik auf unsere Pferde, würde vieles leichter vonstatten gehen. Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, dass wir nicht alle diese Methode mit unseren Pferden anwenden. Die ersten Jahre eines Jungpferdes sind prägend für die weitere Zusammenarbeit mit dem Menschen. Oftmals gleicht das Einreiten mehr einer “Hauruckaktion”. Innerhalb kurzer Zeit wird ein unerfahrenes Pferd mit vielen neuen Situationen konfrontiert, solange es brav mitarbeitet wird der Schwierigkeitsgrad kontinuierlich gesteigert. Das Ziel ist innerhalb wenigen Monaten ein Pferd zu formen, welches sich in allen drei Grundgangarten locker bewegt und im Falle eines Springpferdes sogar noch als Sahnhäubchen dazu einen kleinen Parcours springen kann. Die arbeitsfreudigen Pferde werden solange forciert bis der erste Eklat eintrifft.

Falls ihr euch bisher nie Gedanken über dieses Thema gemacht habt, nehmt es euch zu Herzen und probiert meine Methode wenigstens auf längere Zeit hinaus aus. Unwichtig, ob euer Pferd motiviert ist oder eben nicht. Es ist wichtig, neue Lektionen oder Situationen immer Schritt für Schritt zu steigern. Das Erfolgserlebnis ist für beide Seiten, ob Pferd oder Reiter, essentiell. Solange das Pferd das Gefühl hat, seine Sache gut zu machen, wird es das nächste Mal wieder selbstbewusst die Aufgabe annehmen und das Bestmögliche geben. Die ersten Übungen sollten für das Pferd sehr leicht auszuführen sein, in diesem Fall arbeite ich nur im Schritt das Anhalten und der Tempowechsel. Anstatt die Übung lange zu gestalten, sind kurze aber intensive Einheiten viel innovativer. Sobald ein Pferd eine Lektion zufriedenstellend ausgeführt hat, sollte daraufhin sofort eine Pause folgen. Eine Pause ist nicht nur sinnvoll im Bezug als motivierende Belohnung, sondern auch um dem Pferd die Möglichkeit zu geben, das Geschehene verarbeiten zu können. Gerade junge oder auch unerfahrene Pferde brauchen enorm viel Konzentration für neue Lektionen, welche wirklich sehr ermüdend sein können. Dem einen Pferden merkt man die Ermüdung sofort an und bei anderen Pferden ist es viel mehr herauszuspüren.

Foto von Chiara Brülisauer

Foto von Chiara Brülisauer

Belanglos ob wir Dressurlektionen, Zirzensik, Spaziergänge oder Bodenarbeit fördern möchten, es gilt immer, weniger ist mehr. Mein Pferd Beloperone geht zum Beispiel nicht alleine ins Gelände, nach wenigen hundert Metern fängt er sich mit allen Mitteln an zu weigern weiterzugehen. Erstmals fing ich an alleine mit ihm spazieren zu gehen und dies verlief problemlos. Nun sattle ich ihn und laufe neben ihm, bis ich eine geeignete Strecken finde um aufzusitzen. Erst waren es nur wenige Meter und bevor er Anstalten machen konnte umzudrehen stieg ich ab und belohnte ihn. Diese Einheiten wurden langsam gesteigert und immer mit einem Leckerlie belohnt. Er lernte schnell, dass sein tadelloser Mut mich durchs Gelände zu tragen positiv endet. Dadurch freute er sich immer mehr, mich durchs Gelände tragen zu dürfen, aber bisher bin ich noch nicht sehr weit gekommen und forciere dies auch noch nicht besonders stark. Erstmals muss er grundlegende Lektionen am Boden beherrschen, bevor ich diese Phase einleiten werde.

Unser Quarter Horse bildete ich alleine aus und wendete diese Taktik immerzu an. Bisher hatte ich noch nie ein Pferd an meiner Seite, welches derart motiviert mitarbeitet. In seinen jungen Jahren lernte er, dass jegliche Bemühungen belohnt werden. Mit rohen Pferden fängt man bei Null an und lernt, dass vieles im täglichen Umgang mit Pferden nicht selbstverständlich ist. Jede Übung wurde anfangs so einfach wie möglich gestellt, damit er einen Lernerfolg erlebte und Vertrauen in mich fassen konnte. Nun kommt mir diese Methode zum heutigen Zeitpunkt zugute, da seine Mitarbeit von Anfang an anwesend war.

Falls ihr ein unmotiviertes Pferd habt, rate ich euch vorerst seine Blutwerte und körperliche Fitness durch einen Osteopath abchecken zu lassen. Falls diese in Ordnung sind, kann man sich auch überlegen auf ein energiereicheres Kraftfutter umzusteigen. Arbeitstechnisch muss man die Lieblingsbeschäftigungen des Pferdes herausfinden und diese fördern. Die weniger erfreulichen Übungen werden vorerst minimiert und langsam über längeren Zeitraum gesteigert. Die Ziele sollten realistisch und ohne jeglichen Erwartungsdruck umgesetzt werden! Steigert die Lektion erst in einen höheren Level, sobald die tiefere wirklich tadellos sitzt. Oftmals kommen Schülerinnen zu mir und klagen darüber, dass der Galopp an der Hand nicht funktioniert. Das Problem sitzt oft schon im Schritt oder Trab und wird da nicht bemerkt und manifestiert sich erst während dem Galopp. Übt vermehrt Tempoübergänge innerhalb einer Gangart, damit euer Pferd lernt sich anzupassen und euch als Anführer zu respektieren lernt. Die Bodenarbeit fordert enorm viel Konzentration, somit arbeitet anfangs höchsten eine halbe Stunde mit viel Pausen dazwischen. Bei Bello arbeite ich gerne eine viertel Stunde vor dem Training, vom Boden aus und bei Goldy nach dem Training. Bellos Mitarbeit ist vor dem Training viel besser und erspart mir das Einwärmen vom Sattel aus. Bei meinem Jungspund Goldy ist es angenehmer nach dem Training, weil er gerne anfangs ein wenig übermotiviert ist und ihm dabei seine Energie oft im Wege steht. Somit seht ihr, dass man von Pferd zu Pferd die Arbeit verschieden angehen muss, aber dennoch das gleiche Ziel vor Augen hat.

Gerne beantworte ich euch unten in den Kommentaren eure Fragen und bin gespannt welche Sorte von Pferd ihr im Stall stehen habt!

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