Da Pferde mit Rückenproblemen keine Seltenheit sind, wird dieser Blogeintrag vielen nützlich sein. Auch Riverbank, das Pferd meiner Mutter, leidet unter diesen Beschwerden. Neben korrektem Reiten kann die Pferde-Osteopathie dabei helfen, Problemen zwischen Widerrist und Schweifrübe vorzubeugen oder sie zu beseitigen. Oftmals sind solche Probleme von uns Reitern selbst verschuldet. Unsere domestizierten Pferde müssen Sattel und Reiter tragen und dabei Höchstleistungen erbringen. Das Problem, dass man die Skala der Ausbildung nicht befolgt kommt bei Freizeitreitern wie auch bei den Profireitern vor. In den meisten Fällen geschieht das aus Unwissen oder aus falschem Ehrgeiz. Wird ein Pferd hinter der Senkrechten geritten, kann es den Rücken nicht aufwölben und verspannt sich in der Hals- und Rückenmuskulatur. Man trifft auch auf viele Pferde, die vorhandlastig geritten werden und dabei Probleme an den Vorderbeinen bekommen.
Natürlich machte auch ich diese Fehler aus Unwissenheit und fehlendem Können. Schliesslich lernt man das nur mit einem guten Reitlehrer, der die eingeschlichenen Fehler konsequent verbessert. Bei Cameron hatte ich die ersten Jahre Mühe ihn rund zu reiten, als er aber mehr oder weniger rund lief, lief er auf der Vorhand. Natürlich fiel mir das selber nicht auf, bis es mir anderes gelehrt wurde.
Im Gegensatz zu Cameron ist Riverbank nicht nur hypersensibel im Rücken, sondern wird von schwerwiegenderen Problemen geplagt. Er wurde vor seinem Wechsel zu uns, lange nicht mehr gearbeitet. Die Verspannungen und Blockaden sind älter und somit schwieriger zu therapieren, aber nicht unmöglich. Riverbank körperlichen Defizite fielen mir erstmals an seinem Höcker auf der Kruppe auf. Ebenfalls leider er unter Sattelzwang, auch nachdem wir passende Sättel für ihn gekauft haben. Beim Springreiten lässt er mich nur ungerne aussitzen und reisst den Kopf nach unten. In der Dressurarbeit fallen ihm die Übergänge, Tempowechsel im Galopp und die Biegung sehr schwer. Mittlerweile kann er sich viel besser vom Galopp in den Trab fallen lassen und kleine Volten sind auch kaum noch ein Problem. Über den Rücken angaloppieren ist noch immer eine Herausforderung und auch die Biegung fällt ihm immer noch schwer. Nebst den Besuchen der Osteopathin, Zahnärztin und Reitlehrerin, versuche ich ihn mit Übungen am Boden zu unterstützen.
- Übung für die Entspannung der Halsfaszie
Für die Lockerung und Entspannung der Widerrist, Ober- und Unterhalsmuskulatur, schiebt man die Hand sanft in die Halsfalte. Dabei muss das Pferd entspannt den Hals fallen lassen. Die Muskulatur kann sich dabei hart anfühlen und man kriegt die Hand nur mit Mühe in die Falte, dabei kann sich das Pferd abwehrend verhalten. Ist die Muskulatur aber locker, kann man die Hand problemlos tief hineinschieben. Die Muskulatur kann sich auf linker und rechter Hand verschieden anfühlen, deshalb ist das Ziel eine gleichseitig elastische Muskulatur zu erreichen.
Vermeidet jegliche Gewalt oder Druck bei der Übung, sie wirkt sich nur negativ auf die Fortschritte aus. Lässt man sich Zeit und arbeitet mit Geduld, ist nach ein paar Wochen ein zufriedenes Pferd anzutreffen, welches gerne den Kopf in die Tiefe streckt und dabei abkaut.
- Übung für Dehnung & Beweglichkeit
Diese Übung führt man am besten mit einer Karotte aus. Man sieht sofort beim Ausführen der Übung, wie beweglich ihr Pferd ist. Ein lockeres Pferd kann seinen Kopf bis zur Hinterhand herumführen, ohne dabei die Vorderfüße bewegen zu müssen. Die Dehnung Richtung Knie sollte möglichst langsam sein. Das Ziel ist den Kopf für einen Moment auf Höhe des Sprunggelenks halten zu können. Keine Sorge falls es mal knackt, es könnte sich was gelöst haben. Ebenfalls kann man auch Richtung Hinterhand dehnen, solange alles in Ruhe ausgeführt wird.
Ich gebe deshalb gerne ein Leckerli vom Sattel aus als Belohnung und gleichzeitig zur Dehnung.
- Elastizität des Pferderückens
Der Punkt um den Rücken des Pferdes aufzuwölben liegt direkt hinter den Vorderbeinen unter den Bauch. Ungefähr in der Mitte findet man eine leichte Vertiefung. Die Wölbung erstreckt sich bis zum Widerrist und unterstützt die Mobilität der Wirbelsäule. Man kann jederzeit diese Übung wiederholen.
Viele Pferde reagieren anfangs mit Widersetzlichkeit, deshalb immer aus der Reichweite der Hinterhand sein.
- Mobilität des Beckenbereichs
Durch diese Übung wird die Beweglichkeit des Beckens gefördert. Dafür braucht man zwei Stäbe, oder wie in meinem Fall zwei Hufauskratzer. Man fährt mit Druck von dem vorderen Bereich des Beckens neben der Wirbelsäule entlang auf dem langen Rückenmuskel bis zum Schweif. Das Pferd reagiert sofort mit dem Nachvornekippen des Beckens und wölbt vor allem den Lendenwirbelsäulenbereich auf.
- Dehnung für die Hinterbeine
Diese Übung fällt vielen Pferden schwer, da sie für den Hüftbeuger sehr anstrengend ist. Sie dient der Mobilisierung des Hüftgelenks.
Da viele Pferde mit Rückenprobleme anfangs sehr steif sind, muss man sie erst daran gewöhnen und die Dehnung nach hinten sehr vorsichtig machen. Zunächst ist es wichtig, dass die Pferde willig mitmachen und keine Schmerzen mehr verspürt. Mit der Zeit wird das Dehnen einfacher und ohne Wiederstand verlaufen.
Ebenfalls kann man die Hinterbeine auch unter dem Bauch hindurch in Richtung des Fesselgelenks des diagonalen Vorderbeins dehnen.
Durch diese Lektionen wird die Elastizität von Bändern und Gelenken verbessert und der Bewegungsspielraum von Gelenken wird größer, somit kann es seine Gelenke optimal strecken und beugen. Anfangs immer wenig Dehnung verlangen und dies Schritt für Schritt steigern. Ebenfalls sollte man nicht mit einem kalten Pferd üben, sondern direkt nach dem Reiten, wenn die Muskulatur noch warm ist.
Ich freue mich über eure Erfahrungen und Berichte in den Kommentaren zu lesen!
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